JULI 2016ERFOLGREICHERGÖD OÖ LANDESKONGRESSSozialpartnerschaft JETZTSEITE 2InhaltEditorialSeite 3Sozialpartnerschaft JETZTSeiten 4–7Zahlen, Daten, FaktenSeite 8Sozialer Dialog in der digitalen TransformationSeiten 9–11Unser Leitantrag = Der Blick nach vorneSeite 12Mitglieder des LandesvorstandesSeiten 15–17Pressekonferenz: Sozialer Dialog ist unverzichtbarSeiten 18–19Blitzlichter vom Landeskongress 2016Seiten 20–21GÖD-Reise: MadeiraSeite 22GÖD-Reise: NordzypernSeite 23ÖBVSeite 24Liebe Kollegin,lieber Kollege!Die Weichen sind gestellt!Der 18. Ordentliche Landeskongressder Gewerkschaft Öffentlicher Dienstfand am 9. und 10. Juni 2016 statt.Der alte und neue Landesvorsitzendeder GÖD OÖ heißt Dr. Peter Csar,der mit 96,45 Prozent der De -legiertenstimmen in seiner Funktionbestätigt wurde. Die beiden Stell -vertreter Dietmar Stütz sowie HubertBogner wurden mit 97.87Prozentund 100Prozent wiedergewählt.Weiters wurden ein Leitantrag sowieweitere Anträge als Arbeitsprogrammfür die kommende Funktionsperiodebeschlossen.Ich lade Sie ein, diesen Leitantrag zulesen. Sie werden sehen, dass auchin der kommenden Funktionsperiodeeine effiziente Gewerkschaft wich -tiger denn je ist und ich wünscheIhnen einen erholsamen Sommerund einen schönen Urlaub.Mit gewerkschaftlichem GrußHubert SteiningerLandessekretärImpressum Gewerkschaft Öffentlicher Dienst OÖÖffnungszeiten:Montag bis Donnerstag 7:45 bis 16:00, Freitag 7:45 bis 13:00Weingartshofstraße 2/5, 4020 Linz | Tel.: 0732 / 654266 - 0 | Fax: 0732 / 654266 - 19 | E-Mail: office@goed-ooe.at | www.goed-ooe.atMedieninhaber:Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), Landesvorstand Oberösterreich, 4020 Linz, Weingartshofstr. 2/5, Tel. 0732/65 42 66,office@goed-ooe.at; ZVR-Nummer:576439352Landesvorsitzender:LAbg. Dr. Peter Csar, peter.csar@goed-ooe.atChefredakteur:Werner Gschwandtner, werner.gschwandtner@goed-ooe.atRedakteure:Markus Larndorfer, markus.larndorfer@goed-ooe.at; Hubert Steininger, hubert.steininger@goed.at; Dietmar Stütz, dietmar.stuetz@ooe.gv.at; Josef Kern, josef.kern@polizei.gv.at; Michael Weber, michael.weber@ooe.gv.at; Theresia Poleschovsky, theresia.poleschovsky@ooe.gv.at; Barbara Igler, babsi_igi@gmx.at; Dr.inManuela Stadler, manuela.stadler@gespag.atGrundlegende Richtung:Das GÖD Infomagazin ist ein unabhängiges Medium, das den GÖD Mitgliedern in Oberösterreich kostenlos zurVerfügung gestellt wird. Presseförderungen oder finanzielle Unterstützungen, sei es von öffentlichen Körperschaften (Steuergelder), Parteien,werden und wurden nie in Anspruch genommen. Das Infomagazin entspricht jenen Grundsätzen, die in den Statuten und der Geschäftsordnungder Gewerkschaft öffentlicher Dienst (Fassung gemäß Beschluss durch den 14. Gewerkschaftstag der GÖD) festgehalten sind.Herstellung: A3 Druck und Werbeservice GmbH; Fotos: Fotostudio Harrer, fotolia, LPD OÖ. Michael Dietrich, Fotoarchiv ÖGB/GÖD OÖ.Die RedaktionwünschtallenMitgliederneinen erholsamen Urlaub!SEITE 3LAbg. Dr. Peter CsarLandesvorsitzenderAls neu gewählter Landesvorsitzenderder Gewerkschaft Öffentlicher DienstOÖ bedanke ich mich sehr herzlich beiallen Delegierten des Landeskongressesfür ihr Vertrauen und verspreche michauch die nächsten 5 Jahre mit aller Kraftfür die Interessen der öffentlich Bediens -teten und aller in der GÖD organsiertenMitglieder einzusetzen.Anhand meines Rechenschaftsberichteskönnen Sie erkennen, dass die letzten fünfJahre ereignisreich waren und auch kün-ftig viel Arbeit und Einsatz auf uns wartet.Nichts istselbstverständlich!Auch eine funktionierende Sozialpartner-schaft, die seit 1945 ein Garant für eingutes gesellschaftliches Miteinander unddas Funktionieren des Staates garantierthat, bedarf ständiger Anstrengung undvieler Gespräche.Eines aber ist ganz sicher:Ohne Sozialpartnerschaft würde Öster-reich ganz sicher nicht so gut dastehen.Die große Anzahl unserer Mitglieder mitüber 36.000 Mitgliedern ist eine Bestä-tigung für das Interesse an einer profes-sionellen Dienstnehmervertretung, aberauch ein großer Auftrag an alle Funk-tionärinnen und Funktionären.Sie stärken uns mit Ihrer Mitgliedschaftden Rücken und dafür bedanke ich michsehr herzlich.Ich wünsche Ihnen einen erholsamenUrlaub und verbleibemit gewerkschaftlichem GrußIhr LAbg. Dr. Peter Csar, LandesvorsitzenderLiebe Kolleginnen!Liebe Kollegen!Erfreuliche BestätigungSEITE 4Der Landeskongress der GÖDOÖ 2016 findet unter besonde-ren gesellschaftlichen und politi-schen Rahmenbedingungen statt. EineKrise jagt die nächste: Finanzkrise, Wirt-schaftskrise, Flüchtlingskrise, Arbeits-marktkrise, Parteienkrise. Die politischeLandschaft befindet sich im Umbruch:die Ränder werden gestärkt, währenddie einstmals breite Mitte an Gestal-tungskraft und Einfluss verliert. In Europaherrscht wenige hundert Kilometer öst-lich von Österreich wieder Krieg.In Frankreich, Griechenland und Spaniengibt es massive Proteste derBevölkerung gegen drastische Ein-schnitte in ihre bestehenden Systemeund Lebenssituationen. Die Bedeutungder Europäischen Union als großes Frie-densprojekt gerät angesichts des Versa-gens europäischer Institutionen gegen-über der Lebensrealität der Bürgerinnenund Bürger ins Hintertreffen. Das kollek-tive Sicherheitsgefühl, der Glaube aneine gute Zukunft sind auch in Öster-reich arg ramponiert. Kommentatoren, aber auch Teile der po-litischen Führung dieses Landes sehenin dieser Phase auch das Ende der Sozi-alpartnerschaft eingeläutet. Wir sehendas genau anders und setzen die Sozi-alpartnerschaft in den Fokus unseresLandeskongresses. Dazu werfen wirA)einen kritischen Blick auf die Entwick-lungen der letzten Jahre und legendamit als GÖD OÖ Rechenschaftüber diese ab,B)einen realistischen Blick auf diegegenwärtigen HerausforderungenundC)einen idealistischen Blick auf die Zu-kunft, D)indem wir Forderungen und Ziele alsOrientierungshilfen für unseren Wegin die Zukunft setzen. Unser Tätigkeitsbericht –Derkritische Blick zurückIm Bann der Krise Die Wirtschaftskrise hat auch den öffent-lichen Dienst nachhaltig verändert.Fast über eine ganze Dekade hinwegblieben die Staatseinnahmen gegen-über den mittelfristigen Budgetplänenzurück. Weil die Politik bei den staat-lichen Leistungen de facto keine Abstri-che machte, kamen vor allem die Perso-nalausgaben des öffentlichen Dienstesunter enormen Druck. Sichtbare Konsequenz waren sowohlauf Bundes- als auch Landesebene so-zialpartnerschaftliche Auseinanderset-zungen, etwa über Nulllohnrunden undsonstige Kürzungen beim Personal. Höhepunkt des Konfliktes der GÖD mitder Bundesregierung war im Dezember2013 ein Streik des gesamten öffent-lichen Dienstes mit einer beeindrucken-den Protestkundgebung vor dem „Ner-venzentrum“ der Republik am WienerBallhausplatz.Abseits dieser öffentlich wahrnehmbarenBruchlinien wurden von den jeweiligenGebietskörperschaften vielfach Faktengeschaffen, indem – bisweilen unterdem Titel angeblicher Aufgabenreform –schlichtweg Dienstpostenplankürzungendurchgeführt wurden und das bei zu-meist wachsenden Aufgabenstellungen. Fast kein Bereich des öffentlichenDienstes blieb beim Kampf um Ressour-cen ausgespart. Das Bundesheer wurdemutwillig beinahe bis zum Zusammen-bruch seiner Handlungsfähigkeit herab-gewirtschaftet. Es brauchte offenbareine Flüchtlingskrise, um den gesell-schaftlichen Wert öffentlicher Sicherheitwieder in das Bewusstsein der Bevölke-rung und der Politik zu bringen.Nachdem es im öffentlichen Dienstschon lange keine schlummernden Effi-zienzreserven zu heben gab, bedeuteteder permanente Ressourcenengpass fürdie einzelnen Mitarbeiter/innen im öffent-lichen Dienst vor allem einen stark ge-stiegenen Arbeitsdruck – mit all seinenKonsequenzen, wie etwa explodieren-der Fallzahlen bei psychisch bedingtenKrankenständen und einer für den öf-fentlichen Sektor ungewöhnlich hohenpersonellen Fluktuation. In der Demografiefalle Die Fortsetzung einer seit 25 Jahren an-dauernden restriktiven Aufnahmepolitikführte in großen Bereichen des öffent-lichen Dienstes zu einer problemati-schen Altersstruktur im Personalstand. InLandeskongress der GÖD Oberösterreich 2016SozialpartnerschaftJETZTSEITE 5manchen Bereichen der Verwaltung er-reichen in den kommenden 10 Jahrenmehr als 50 % der aktiven Kolleginnenund Kollegen das pensionsfähige Alter.Das stellt die Rekrutierung und Positio-nierung des öffentlichen Dienstes am Ar-beitsmarkt vor Herausforderungen.Flickwerk Dienstrecht Die aktuelle Bundesregierung ist diedritte infolge, die sich ein neues Dienst-und Besoldungsrecht für den Bundes-dienst in ihr Arbeitsprogramm diktiert hat.Trotz vehementer Bemühungen derGÖD ist hier praktisch nichts gesche-hen. Somit blieben die Entwicklungen imDienst- und Besoldungsrecht der letztenJahre letztlich ein Flickwerk. Dennochkonnte die GÖD immer wieder wesentli-che Verbesserungen für einzelne Berufs-gruppen durchsetzen. Bei den Land esverwaltungen habensich die Besoldungssysteme jener Län-der, die Anfang der 2000er Jahre dasZeitfenster für eigenständige Reformengenutzt haben, überwiegend gut be-währt. Auch Oberösterreich war hier alsVorreiter gut positioniert, wenngleichnach mittlerweile 15 Jahren ein Nachjus-tierungsbedarf entstanden ist. Parallel zu einer zunehmend ermüden-den Diskussion über strukturelle Fragenim Bildungsbereich mussten seitens derGÖD gleich mehrmals konkrete Abwehr-maßnahmen gegen ungebührliche Ver-schlechterungen im Dienstrecht derLehrerinnen und Lehrer gesetzt werden.Generell wurde dienstgeberseitig dieStrategie zur Annäherung der öffent-lichen Dienstrechte an jener der Privat-wirtschaft vorangetrieben. Markante Bei-spiele dafür waren die Zurückdrängungder Pragmatisierung, die Harmonisierungdes Pensionsrechts mit dem ASVG undgenerell die sukzessive Streichung diver-ser in der Öffentlichkeit als „Beamtenpri-vilegien“ dargestellter Sonderregelun-gen.Positiv: Die (Schein-)Ausgliederungenvon staatlichen Einrichtungen in privat-rechtliche Konstruktionen wurde zurück-gedrängt, seit die neuen europäischenStabilitätsrichtlinien greifen, denen zu-folge nun auch die Gebarungen der aus-gegliedertenStaatseinrichtungen in denStaatshaushalt eingerechnet werden. Das Imageproblem Würde man die Bevölkerung fragen, obsie für Einsparungen im Spitalswesensind, wird dies bejaht. Fragt man diesel-ben Menschen, ob in ihrem Bezirksspitalauch nur eine Fachabteilung geschlos-sen werden soll, formieren sich lauteProteste. Dasselbe Phänomen gibt es inallen Bereichen des öffentlichen Diens-tes.Überall, wo öffentlicher Dienst konkreterlebt wird, genießt er hohe Akzeptanz,als Kollektiv aber das miserable Imageder „Tintenburgen“. Die in der „Österreichischen Volksseele“latent vorhandenen Pauschalressenti-ments gegen die „Beamten“ – und alleswas darunter subsumiert wird –habennicht abgenommen. Im Gegenteil: Voneiner zunehmend aggressiv auftreten-den Wirtschaftslobby wurden diese wei-ter geschürt. Sozialer Monolog statt Dialog Bemühungen der 90er Jahre etwa zwi-schen Wirtschaftskammer und GÖD zurEntwicklung partnerschaftlicher Sicht-weisen und Strukturen im Interesse einererfolgreichen Kooperation von Wirtschaftund Verwaltung scheinen bestenfalls aufEis zu liegen.Die „überbordende Bürokratie“ wird vonder Wirtschaft als Sündenbock fürschlechte Kennzahlen aller Art ausge-macht. Dass die Wirtschaft selbst füreinen Gutteil der Gesetzes- und Bestim-mungsflut verantwortlich zeichnet –Stichwort Gewerbeordnung oder auchNormen – wird geflissentlich negiert.In wesentlichen Fragen beschränkt sichder soziale Dialog darauf, sich gegensei-tig die Botschaften über die Medien aus-zurichten. Anfang vom Ende derVollkasko-Mentalität Die Bevölkerung bekam ihrerseits dort,wo in Teilbereichen von der Politik tat-sächlich Leistungskürzungen umgesetztwurden (etwa im Gesundheitsbereich),unmittelbar zu spüren, was der oftmalsbemühte „schlanke Staat“ konkret für sieselbst bedeutet, nämlich einen realenRückgang an Lebensqualität. Für die über Jahrzehnte aufgebaute Voll-kasko-Mentalität der Österreicherinnenund Österreicher, wonach die öffentlicheHand im Ernstfall alles leisten, im Nor-malfall aber nichts kosten darf, ist damitder Anfang vom Ende eingeleitet.Unterm Strich:das Beste daraus gemachtAll diese eher kritischen Entwicklungenzum Trotz muss ein Resümee der letztenfünf Jahre auch beinhalten, dass sichder öffentliche Dienst und seine gewerk-schaftliche Vertretung trotz widriger Rah-menbedingungen als einer von wenigenwirklich stabilen Faktoren in Österreichbewährt haben. Engagierte und kompetente Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter haben in allen Be-reichen einen hohen Beitrag dazu geleis-tet, dass Österreich im Vergleich mitanderen Ländern heute weiterhin gut da-steht. Sie tragen Unverzichtbares bei zueiner nach wie vor enorm hohen Le-bensqualität in diesem Land. Die GÖD hat sich vehement dafür einge-setzt, dass der öffentliche Dienst in Sa-chen Arbeitgeberattraktivität nicht anTerrain verliert und für bestehende aberauch zukünftige Mitarbeiter/innen zu-kunftstaugliche Rahmenbedingungenanbietet.SEITE 6Am Höhepunkt der Krise hat der öffentli-che Dienst Verantwortung für das Ganzegezeigt und seinen Beitrag zum Stabili-tätspakt für Österreich eingebracht. Über die sechs Jahre hinweg konnte dieGÖD aber auch sicherstellen, dass dieöffentlich Bediensteten nicht über Ge-bühr zur Kasse gebeten wurden undeine entsprechende Abgeltung der Teu-erung sowie einen Anteil am – leider oh-nedies geringen – Wirtschaftswachstumerhalten haben. Die Durchsetzungskraft der GÖD im Ver-band des ÖGB wurde schließlich auch inder Steuerreform 2016 nachhaltig er-kennbar, die gegen den lange hinhalten-den Widerstand der Bundesregierung er-reicht werden konnte und 1:1 auch denöffentlich Bediensteten zugutekommt. Auch in puncto Mitgliederservice hat dieGÖD gerade in Oberösterreich die Zei-chen der Zeit erkannt und viel in ein zeit-gemäßes Service investiert. KompetenteBeratung in allen beruflichen Belangenund darüber hinaus umfassende Schu-lungs- und Informationsarbeit sowie dieüberaus beliebten Einkaufs- und Ermäßi-gungsaktionen wurden vom kleinen,aber feinen Landessekretariat des GÖDLandesvorstandes OÖ konsequent aus-gebaut. Dass die GÖD heute sowohl bundes-weit als auch in Oberösterreich einen All-zeit-Höchststand an aktiven Gewerk-schaftsmitgliedern zu verzeichnen hat,ist das beste Zeugnis für eine äußerst er-folgreiche Interessensvertretung. Und esist der Beweis, dass die Sozialpartner-schaft keineswegs am Ende ist. Die vielfältigen Zäsuren in Gesellschaftund Arbeitswelt verlangen vielmehr nacheinem Mehr an Dialog, nach mehr Be-reitschaft zum Aufeinander-Zugehen.Darum: Sozialpartnerschaft JETZT! Der realistische Blick in dieGegenwartFokus Flüchtlingskrise Es wäre naiv zu glauben, die aktuelleFlüchtlingskrise mit all ihren humanitären,aber auch gesellschaftlichen und finan-ziellen Dimensionen würde eine vorüber-gehende Episode darstellen. Sie wirdunsere Gesellschaft und den öffent-lichen Dienst in Wahrheit über Jahr-zehnte hinweg und in einem heute nochnicht absehbaren Ausmaß fordern. Al-leine die zusätzlich erforderlichen Ausga-ben im Bereich der Sicherheit, ebensodie Finanzierung der sozialen Systemeoder auch die zusätzlichen Aufwendun-gen im Bildungsbereich lassen für dieMitarbeiter im öffentlichen Dienst insge -samt einen härteren Wettbewerb um be-schränkte Budgetmittel erwarten. Darüber müssen wir als Gewerkschaftauch die politischen Konsequenzen die-ser Situation realistisch einschätzen. Ineiner zunehmend entsolidarisiertenGrundstimmung finden jene Gruppierun-gen vermehrt Zulauf aus der Bevölke-rung, die auch mit Sozialpartnerschaftwenig anzufangen wissen. Fokus Arbeitsmarkt Die Situation am österreichischen Ar-beitsmarkt ist in mehrfacher Hinsicht an-gespannt. Einem größer werdendenHeer an unterqualifizierten Arbeitslosensteht ein ebenso wachsender Mangelan gut ausgebildeten Fachkräftengegenüber.Die Arbeitslosigkeit ist somit weniger einProblem der Quantitäten, als eines derzur Verfügung stehenden Qualitäten,was sich angesichts der absehbaren Mi-grationsströme weiter verschärfen wird. Der öffentliche Dienst kommt hier gleichmehrfach unter Druck. Zunächst werdensich jene Rekrutierungsprobleme, diederzeit in manchen Mangelberufen be-reits Realität sind, auf die Vielzahl unsererüberdurchschnittlich hoch qualifiziertenArbeitsplätze ausweiten, wobei die ange-sprochene demografische Entwicklungin den Personalständen der Gebietskör-perschaften extrem rasch Wirkung zei-gen wird. Dazu kommt, dass in den kom-menden 10 bis 20 Jahren sowohlhinsichtlich der bei uns nachgefragtenQualifikationen als auch der am Arbeits-markt anzutreffenden Erwartungshaltun-gen bei den künftigen Dienstnehmerge-nerationen vieles in Bewegung kommenwird. Der öffentliche Dienst wird sich sehrrasch auf die Bedürfnisse seiner künfti-gen Arbeitnehmer/innen einstellen müs-sen, nicht umgekehrt. Fokus Arbeitgeberattraktivität Berufseinsteiger des Jahres 2016 artiku-lieren schon jetzt gänzlich andere An-sprüche an einen attraktiven Arbeitgeberals jene noch vor 20 Jahren. Sie verfolgen vielfach andere Ziele undErfolgsfaktoren, wo die tradierten Leis-tungsanreize des öffentlichen Dienstesteils komplett versagen. Andererseits hatder öffentliche Dienst auch positive Al-leinstellungsmerkmale, die es zu stärkenund „herauszuputzen“ gilt. Vor allem bie-SEITE 7rendes Staatswesen für die Sicherheit,Rechtsstaatlichkeit und auch das Funk-tionieren der sozialen Systeme bis hinzum Bildungsbereich ist.Mehr denn je prallen die Forderungeneinerseits nach einem schlanken (billi-gen) und andererseits nach einem (leis-tungs-)starken Staat aufeinander. Umsonötiger braucht es jetzt einen gesell-schaftlichen Konsens darüber, welcheDienstleistungen in welcher Qualitätkünftig von der öffentlichen Hand über-nommen werden müssen. Die beiden Auftraggeber des öffent-lichen Dienstes –Bevölkerung und diePolitik –werden nicht umhinkommen,diese Kernfrage zu beantworten. Dazubraucht es aber einen ehrlichen, fakten-basierten Diskurs anstelle von oberfläch-lichen Parolen und der üblichen Beam-tenhetze. Der Politik muss klar sein, dassmit Alibiaktionen, mit dem Verwässernoder Umfüllen alten Weins in neueSchläuche in der Substanz nichts mehrzu erreichen sein wird. Fokus SozialpartnerschaftDie Sozialpartnerschaft ÖsterreichischerPrägung ist Teil der österreichischenNachkriegsarchitektur, basierend auf denschmerzlichen Erfahrungen der sozialenAuseinandersetzung der 1. Republik undder autoritären Systeme danach. Heute sehen viele Kommentatoren, Lob-bys und politische Entscheidungsträgerdiese Sozialpartnerschaft als überholtan. Sie geben ihr sogar Schuld am Re-formstau. Diese Kritik betrifft somit denKern der Sozialpartnerschaft und rütteltan der Existenzberechtigung ihrer Orga-nisationen. Hier kann sich die Gewerk-schaft nicht wegducken, sondern mussdagegenhalten. Dazu braucht es: • Inhaltliche Lösungskompetenz• Rascheres Tempo • Transparente Prozesse• Professionelle Kommunikation Die Sozialpartnerschaft muss im Zeitalterder Medien ankommen. Im 21. Jahrhun-dert kann der soziale Dialog nicht mehrausschließlich hinter gepolsterten Türenstattfinden. Diesbezüglich müssen auchsozialpartnerschaftliche Strukturen undFormate abgeklopft werden.Angesichts der mannigfaltigen gesell-schaftlichen Verwerfungen hat die Kern-idee der Österreichischen Sozialpartner-schaft nichts an Bedeutung eingebüßt: Dialog statt Konflikt und Interessenaus-gleich statt der Macht des Stärkeren. Diese Kernidee gehört mit den Instru-menten des 21. Jahrhunderts gelebt,damit der soziale Frieden und Wohlstanddauerhaft gesichert werden kann. Dazubraucht es engagierte Reformen, beidenen aber nicht „das Kind mit dem Badausgeschüttet wird“. Dazu braucht esaber vor allem eines: die Bereitschaftaller, den sozialen Dialog auf betrieb-licher und überbetrieblicher Ebene auchtatsächlich zu leben. ten wir Jobs mit hohem gesellschaftli-chem Nutzen und eine enorme Band-breite an Verwendungsmöglichkeiten. Fokus DigitalisierungDie Digitalisierung der Gesellschaft wirddie Aufgaben und Anforderungen anden öffentlichen Dienst rasant verän-dern. In der Kommunikation und Interak-tion zu den Bürgerinnen und Bürgernsowie untereinander werden neue For-mate entstehen.Die digitale Revolution wird neben neuenBerufsbildern und Chancen auch neueHerausforderungen und Handlungsfel-der für die Verwaltung bringen.Dazu braucht es Mitarbeiter und eine In-frastruktur jeweils auf der Höhe der Zeit. Fokus Arbeitnehmerqualität Um die künftig geforderten Dienstleistun-gen erbringen zu können, brauchen wirjedenfalls weiterhin nicht durchschnittli-che, sondern die besten Köpfe. Unge-achtet der fachlichen Kenntnisse wer-den nach wie vor Kernkompetenzen wiehohe Loyalität, persönliche Integrität undKommunikationsfähigkeit gefragt sein.Wer aber Mitarbeiter/innen mit besonde-ren Eigenschaften will, muss auch selbstbesondere Rahmenbedingungen anbie-ten. Dies ist somit keine Frage von ver-zopften Privilegien, sondern von ange-messener Leistungshonorierung. Hiermuss der öffentliche Dienst aufbauendauf den vorhandenen Qualitäten zusätz-lich an Profil gewinnen.Fokus auf den Staat und seine Aufgabenanhand der großen gesellschaftlichenBrennpunkte der letzten Jahre wurdendie Grenzen der Zivilgesellschaft und derglobalen Märkte auf nationaler und inter-nationaler Ebene manifestiert.Schon in der Finanzkrise war es letztlichder Staat, der den Bankensektor mithorrenden Mitteln unter die Arme greifenmusste. Die Flüchtlingskrise zeigt nunerneut, wie unentbehrlich ein funktionie-SEITE 8MitgliederDie Mitgliederbilanz der GÖD OÖ kannsich sehen lassen. Mit 31. Dezember2015 betrug der Mitgliederstand desLandesvorstandes OÖ 36.141. MitStichtag 1. Juni 2016 hat die GÖD OÖ36.449 Mitglieder, die von 2.276 Funk-tionärinnen und Funktionären in 1.868Dienststellen betreut werden. Bereich FrauenGerade die Anliegen der Frauen im Ar-beitsalltag, aber ebenso ihre Karriere-möglichkeiten sind für einen modernenund zeitgemäßen Dienstbetrieb von be-sonderer Bedeutung. Die Stimme vonund für Frauen in der Gewerkschaftsbe-wegung muss eine Selbstverständlich-keit sein. Die GÖD OÖ hat sich daherhier auch einen besonderen Arbeits-schwerpunkt gesetzt. Bereich JugendDas Arbeitsumfeld muss zukunftstaug-lich sein, damit den Herausforderungender Zukunft entsprechende Antwortengegeben werden können. Wer sonst,wenn nicht die jugendlichen Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter können hier dieseAntworten im und für den öffentlichenDienst mitgestalten. Dies gilt ebenso füreine zukunftstaugliche Gewerkschafts-bewegung. Daher wurde in der GÖDOÖ eine Jugend-Gewerkschaftsbewe-gung „Junge GÖD OÖ“ eingerichtet.Dies ist auch eine wesentliche Voraus-setzung für einen attraktiven öffentlichenDienst.WerbeaktionDer LV OÖ hat während der gesamtenFunktionsperiode eine erfolgreiche Wer-beaktion laufen, wobei er sich bei denWerberinnen und Werbern mit einemAnerkennungspräsent bedankt und dieneuen Mitglieder mit einem Geschenkbegrüßt. Einmal jährlich werden die bes -ten Werberinnen und Werber zu einerDankesfeier eingeladen. WerbefilmZur Visualisierung der Gewerkschaftsar-beit und der Notwendigkeit eines Bei-tritts zur Gewerkschaft wurde ein Kurz-Werbefilm angefertigt. Dieses neueMedium hat die Mitgliederwerbung aktivunterstützt.Vorteilsbuch/ServiceDurch die Auflage und ständige Aktuali-sierung dieses Produktes können wiralle Mitglieder umfassend über die Ser-viceleistungen der GÖD OÖ informie-ren.ÖffentlichkeitsarbeitDas GÖD OÖ Infomagazin erscheintviermal jährlich und informiert über ak-tuelle gewerkschaftliche Themen sowieüber die umfangreichen Serviceleistun-gen. Dreimal jährlich erscheint eine Bei-lage gemeinsam mit dem Personal -shop. Zu aktuellen Themen gab esständig Presseaussendungen des Lan-desvorstandes und der Landesleitun-gen sowie Pressekonferenzen.Homepage GÖD OÖ2011–2015Anzahl der Besuche: 1.048.211Schulungen 2011 –April 2016In der Funktionsperiode wurden 241Schulungskurse (362 Schulungstage)mit insgesamt 5.997 Teilnehmer/innenabgehalten. Zahlen, Daten, FaktenDienst- und BesoldungsrechtStändige Beratungen und Stellungsnah-men der zuständigen Gremien zu diver-sen Vorschlägen, Entwürfen und Geset-zesvorlagen!RechtsschutzIn der Funktionsperiode gingen 737Rechtsschutzansuchen ein.Solidaritätsaktionder GÖD OÖBei dieser Aktion haben 3.245 Kollegin-nen und Kollegen finanzielle Aushilfenerhalten, wenn sie unverschuldet in eineNotlage geraten sind.SolidaritätsversicherungdesÖGBInsgesamt erhielten 763 Kolleginnenund Kollegen Leistungen aus dieserVersicherung. ÖGB KatastrophenfondAus diesem Fond erhielten 130 Kolle-ginnen und Kollegen Unterstützungen.FinanzenDie vorhandenen finanziellen Mittel wur-den effizient und sparsam eingesetzt.Den größten Teil des Budgets verschlin-gen: Schulungen, Sitzungen, Solidari-tätsaktion (Unterstützungen), kulturelleBetreuung, Mitgliederwerbeaktion, Eh-rungen, Öffentlichkeitsarbeit, Druck-und Kopierkosten.WahlenBei allen Wahlgängen war eine hoheWahlbeteiligung zu verzeichnen, welchedas hohe Vertrauen in Personal- undInteressensvertretung widerspiegelt.Hubert SteiningerSEITE 9Die Digitalisierung verändert alleGesellschafts- und Wirtschafts-bereiche und wirkt sich damitauch auf Arbeit und Beschäftigung aus.Die digitale Transformation kann denWohlstand in einem noch nie dagewe-senen Umfang mehren sowie die Qua-lität von Arbeit und Beschäftigung in Eu-ropa fördern. Diese Chancen gehenjedoch Hand in Hand mit Risiken, die insämtlichen Wirtschaftsbranchen zutagetreten, darunter auch im öffentlichenDienst.Die FORBA Studie über die Beschäfti-gungsentwicklung der Stadt Wienkommt zu der Einschätzung, dass E-Go-vernment Jobs einspart, allerdings zu-gleich Kapazitäten für Open Governmenteröffnet.Der weitere Ausbau von E-Governmentwird angesichts der voranschreitendenDigitalisierung zu weiteren Effizienzstei-gerungen sowie zu neuen Diensten füh-ren, etwa diverse Bürgerservice-Appsanalog zur Echtzeit-Auskunft über dieWartezeit, wann die nächste Straßen-bahn eintrifft. Über E-Government lassen sich zeitauf-wändige Behördenwege vermeiden undkann die Zufriedenheit der BürgerInnengesteigert werden. E-Government führt allerdings auch zuEinsparungen beim Personal für allge-meine Verwaltungsaufgaben. Zugleichkönnten durch diese Einsparungen inmindestens drei Feldern neue Kapazitä-ten aufgebaut werden, die sich mit„open government“, Schutz kritischer In-frastrukturen sowie mit Vorkehrungengegen eine digitale Spaltung umschrei-ben lassen.–Open government: Mit der Bereitstel-lung bzw. der Ausweitung der Dienst-leistungsfunktionen im Internet hat dieöffentliche Verwaltung zugleich dieChance, sich zu öffnen bzw. pro-aktivdie Kreativität und das Engagementder BürgerInnen in die eigenen Ent-scheidungsprozesse einzubeziehen.Eine Verknüpfung dieser gesellschaft-lichen Potenziale mit bestehendenVerwaltungsprozessen sowie mitneuen Formen der Zusammenarbeit(co-production) erhöht nicht nur dieQualität staatlichen Handelns, son-dern auch die Akzeptanz und Identifi-kation der Bevölkerung mit dem Ge-meinwesen. Legitimation durchBeteiligung bedeutet nicht nur, dasssich die Bevölkerung an Vorgängenbeteiligen kann, sondern dass Politikund Verwaltung näher ans Leben derSozialer Dialog in derdigitalen TransformationNext >